14°C sind warm genug -Vierwaldstättersee

Die vergangene Nacht war vor allem nicht kurz, sondern kalt. Komforttemperatur -4°C, Extremtemperatur -11°C, steht auf dem Schlafsack. Wie extrem sich das dann anfühlen muss, kann ich mir vorstellen. Kälter als +5°C war‘s bestimmt nicht, trotzdem musste ich um 4:20 Uhr noch mal raus, mir das Schlafsack-Inlet und den Fleece-Pulli aus dem Koffer holen.
Im Dunkeln kommen und im Dunkeln auch wieder abzischen, ist eine nette Strategie, wer beim wild Zelten nicht gesehen werden will. In der Praxis sieht das schwieriger aus: Um diese Jahreszeit ist Morgens das Zelt, Motorrad, praktisch alles was nicht im Zelt lag, patschnass. Vor allem beim Zelten auf einer Wiese. Entweder alles Nass einpacken oder warten bis die Sonne über den Hügel kommt. Letzteres ist meine Wahl und deshalb sitze ich erst rund zwei Stunden später auf der Tenere Ehrlicherweise nicht nur weils nass war, sondern auch weil ich ein Lahmarsch bin – aber das ist das Schöne am allein reisen: Niemand muss auf jemand warten.

Ich bin auf einer Landstraße – und was für eine Geile! In den Pausen fummel zwar ständig am Navi rum, dafür finden sich Stecken, die ich sonst nie gefunden hätte. Die Straßenbreite reicht gerade so für ein Auto, führt mitten durch Bauernhöfe und die Luft durftet nach Kuhmist. Dazu ein Auf und Ab wie in der Achterbahn, links und rechts sausen Bäume und saftig grüne Wiesen vorbei. Das freut das Bikerherz, so muss es sein.

Der kleine Müsliriegel zum Frühstück hält nicht lange vor. Mittagessen am Seeufer in Luzern hört sich gut an. Das Samstag ist habe ich vergessen, dass die Schweizer die gleiche Idee haben könnten auch. Die Kälte der Nacht ist schnell vergessen, dafür sorgt das stop-and-go und meine gefütterte Motorradhose.
Angekommen gönne ich mir drei Kugeln Eis für fünf Euro. Ja, ich bin in der Schweiz. Wer mit Euro zahlt, so wie ich, spendiert den Shops und Restaurants durchs Wechselgeschäft zusätzlich einen kleinen Bonus. Ich schlendere ein wenig. Bunt gemischt ist hier das Publikum. Vom „sexy-baby“ im knappen Top, der Prada- und Versage-Fraktion, bis hin zum Landstreicher unter der Mühlhausbrücke, bekomme ich alles zu sehen. Die „Elite“ steigt erst gar nicht aus dem Auto und fährt im Aston Martin oder Audi RS8 die Promenade auf und ab. So viele Luxus-Karossen wie heute, hab ich schon lange nicht mehr gesehen – eine Yamaha V-Max war auch dabei.

Ein paar junge Schweizer protestieren gegen Atomkraft:

Eigentlich wollte ich heute ein gutes Stück Richtung Italien kommen. Am Vierwaldstättersee bleibe ich jedoch hängen. An einem sonnigen Plätzchen schlüpfe ich aus den Klamotten und springe nackt in den See! Gut 10min halte ich es aus. Die anderen Gäste staunen und erklären, das Wasser sei 14°C kalt. Hab ich gemerkt – bis ich wieder aufgewärmt bin, ist es schon nach Fünf.
Die Nachtplatzsuche ist diesmal aber schnell erledigt. Ein Einheimischer gibt mir einen Tipp. 100m weiter, ist ein kleiner Strandabschnitt eines Vereins. Zutritt nur für Mitglieder, doch das Türchen steht immer offen…
Ich werde nun erst einmal Essen gehen und diesen Bericht schreiben. Im Schutze der Dunkelheit kehre ich zurück. 🙂

Ganz in der Nähe will ich heute mein Zelt aufschlagen

Übrigens, stockt mein GPS-Livetracking seit der Grenze. Mit der italienischen Vodafone SIM müsste ich für 2 Euro am Tag 100MB absurfen können. Irgendwie funktioniert’s nicht richtig. Hoffentlich kann ich diesen Bericht mit ein paar Fotos einstellen noch einstellen. Hab‘ zur Sicherheit noch mal 25 Euro aufgeladen.

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Eine Antwort zu 14°C sind warm genug -Vierwaldstättersee

  1. Vani sagt:

    Hallo Jan,
    auf der Suche nach einem Geheimtipp für Wildbiwakieren am Vierwaldstättersee bin ich auf dein Blog gelandet. Sehr schöner Beitrag! Könntest du mir vielleicht verraten wo du genächtigt hast? Auch gerne per Email… Vielen lieben Dank vorab!
    LG Vani

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