Windsurfen, Klettern und jede Menge Kurven

Auf meiner Weltreise mit dem Feuerwehrauto war ich die erste Etappe durch Tibet mit Leon unterwegs. Es war die anspruchsvollste Strecke der gesamten Reise – sowas schweißt zusammen und ich freue mich ihn hier wieder zu treffen. Er hat über Facebook erfahren , dass ich mit dem Motorrad nach Sardinien fahre und zufällig ist er zur gleichen Zeit hier.
Er und sein Kumpel Tommy sind je mit dem VW-Bus Syncro angereist. Sie sind zum Windsurfen hier. Ich bin beruhigt und ein wenig überrascht, dass ich nicht gleich das brennende Bedürfnis verspüre ebenfalls zu Surfen. Das wäre eigentlich typisch für mich. Vielleicht werde ich alt, oder es liegt ein wenig daran, dass ich den beiden bei ihrer Materialschlacht zuschauen kann. Surfbrett zu klein, Segel zu groß oder umgekehrt und alles immer schön über zwei große Dünnen zum und vom Strand tragen. Die beiden sind schon völlig fertig, noch bevor sie im Wasser sind.
Tommy entscheidet sich zur Abendstunde noch einmal alleine raus zu gehen. Eine Stunde später kommt er zurück – allerdings ohne Material. Weit draußen auf dem Meer überschlägt er sich, stürzte ins Segel und zerreißt es dabei. Er hat tierisch Glück, dass die Bucht von Porto Liscia ringförmig ist. Auf dem Surfbrett sitzend, trieb an die Felsen im Osten der Bucht. Schwimmend hätte er niemals das Ufer erreicht. Wir stoßen mit einem Bierchen darauf an, dass nicht mehr passiert ist, als „nur“ ein irreparables Surfsegel.

Wir prüfen die Windvorhersage im Internet. Zum Surfen sieht es schlecht aus, am nächsten Tag ist flaute. Doch die Jungs sind vorbereitet: Unweit von Porto Pozzo bei Santa Teresa Gallura gibt es ein Kletter-Spot, wunderschön gelegen direkt am Meer. Genauer gesagt über dem Meer, denn die rundgewaschenen, aber dennoch rauen Felsen, ragen wirklich direkt aus dem Wasser in die Höhe.
Wir klettern einige 5-6er Routen, laut Kletterbuch angeblich auch was mit 7. Leon steigt vor, Tommy und ich klettern anschließend Toprope. Im Grunde bin ich erst einmal vorher geklettert, aber es hat super geklappt und viel Spass gemacht. Es ist jedes Mal ein kleines Glücksgefühl, aus eigener Kraft oben anzukommen und eine tolle Aussicht gibt’s hier als Bonus dazu. Zu Hause werde ich das Klettern als Hobby mal näher ins Auge fassen (als hätte ich nicht schon genug für den Zeitvertreib…).

Auch die nächsten zwei Tage bleiben wir bei Santa Teresa. Wir sitzen Abends noch lange vor den Bussen, kochen leckeres Essen und erzählen alte Abenteuern. Allerdings wird es Abends empfindlich kalt. Zu später Stunde sitze ich in voller Motorrad Montur im Campingstuhl und richtig warm wird mir dennoch nicht. Dazu ist es hier am Kap nachts so feucht, das das Kondenswasser in Rinnsalen an unseren Fahrzeugen herunterläuft. Tommy gewährt mir in seinem Bus für zwei Nächte Asyl – bei diesen Bedingungen eine sehr willkommene Alternative zum Zelten. Allerdings bin ich schnell verwöhnt und  habe seit dem das Zelt für den Rest des Urlaubs nicht mehr aufgebaut(*).

Ich verabschiede mich von den Beach-Boys, es juckt mich wieder am Gashahn zu drehen. Wobei ich mit ~4 Liter/ 100km überraschend zurückhaltend fahre – Andere verbrauchen mit der gleichen Maschine gut einen Liter mehr.

Die folgenden Tage kurve ich kreuz und quer über den Nordteil der Insel. In den Süden komme ich gar nicht, die Insel ist riesig. Im Reiseführer steht nicht umsonst: „Sardinien, der kleine Kontinent“.

Für Motorradfahrer gibt es unzählige Traumstrecken. Eine davon ist die Anfahrt auf den Monte Limbara. Mit vielen Kehren windet sich die kleine Straße auf 1.300m Höhe. Die Auffahrt mach höllisch Spaß, aber genauso muss ich aufpassen, denn in vielen Kurven liegt Sand und Rollsplit. Die Spitze erreicht, bekomme ich eine grobe Vorstellung über die Größe der Insel. Bis zum Horizont sehe ich Land und dennoch ist dies nur ein Bruchteil von Sardinien. Das Korsika hingegen so nahe ist, dass ich die schneebedeckten Berge sehen kann, hätte ich nicht gedacht.

(*) Das weiß ich jetzt schon, weil inzwischen das Zelt und einige andere Dinge schon auf dem Weg in die Schweiz sind. Später mehr dazu.

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